Rennsteiglauf 2024 bzw. Trailrunning for dummies

von Klaus Hempen

Vorgeschichte

<Marcel G.> Diese ganze Story hat seinem Ursprung im Herbst 2023. Beim Bahntraining teilte Lars uns mit, dass er den ultimativen Trailrun in Deutschland gefunden habe. Maurice und Steffen waren sofort angefixt (wie immer 😊), Marcel hingegen schĂŒttelte nur den Kopf, „74km, was soll das?“ war seine Aussage.

Ein paar Wochen spÀter gingen in Eisenach die ersten MeldebestÀtigungen von Maurice und Lars, Steffen, Katja und Susanne ein. Deike lies sich mitziehen und meldete sich spÀter noch nach. Die Gruppe war fest entschlossen das Ding zu rocken. Bei weiteren Bahntrainings wurde versucht, noch weitere Starter zu akquirieren, jedoch vergebens.

Im Januar teilte Lars uns bedauerlicherweise mit, dass er seinen Startplatz aufgrund einer Privatveranstaltung die am Renntag stattfindet, abgeben muss. Es wurde lĂ€nger auf Marcel eingeredet, bis er endlich einknickte und den Startplatz annahm. Als am 29.01.2024 die Ummeldung von Lars bei Marcel im E-Mail Postfach lag, wurde ihm das erste Mal bewusst, dass es sich nicht „nur“ um lĂ€ppische 74km handelt, sondern auch noch um 1.800 Höhenmeter. FĂŒr Marcel hieß es also - Trainingsplan ran, in 4 Monaten ist Start.

Der Monat vor dem Start

Maurice, Steffen, Susanne und Deike absolvierten einen Monat vor dem Start als Vorbereitung den Hermannslauf mit knapp 30 km. Strecke, um zumindest annÀhernd an den Wettkampfbedingungen mit ein paar Höhenmetern zu schnuppern.

Katja hingegen entscheid sich fĂŒr die Vorbereitung in Form von Tapern und einer Kur in der Sie ein paar Mini Höhenmeter sammeln konnte. Marcel entschloss sich schlauerweise fĂŒr das Höhentrainingslager zwischen Bensersiel und Leer, im Zuge des OssiLoop. Er erreichte zwar eine Top Platzierung, jedoch war das Tempotraining als Vorbereitung fĂŒr den Rennsteig eher die schlechtere Wahl. Dazu spĂ€ter mehr.

Freitag der 24. Mai – ein Tag vor dem Start

Punkt 12 Uhr – Feierabend fĂŒr unsere Gruppe. In Oldenburg, Westerstede und Wilhelmshaven hat man förmlich die Stifte auf die Tische fallen gehört.

Schnell nach Hause, Tasche in die Hand, ab in die Autos und auf zum Treffpunkt – Parkplatz Eversten, REWE. Die Autos wurden mit Fressalien, (alkoholfreiem) Bier, Wein, Gels, Vollkornbroten, Nutella und Elektrolyt-haltigen GetrĂ€nken bepackt. Man hĂ€tte ohne weiteres dem gesamten LSF-Verein auf einen Wochenendtrip verpflegen können. Um Punkt 13:23 Uhr hieß es dann Abfahrt. Zwei Partymobile machten sich auf den Weg Richtung Eisenach. Mit Elektro Lade-Zwischenpause stand man dann um 19:25 Uhr im BĂŒrgerbĂŒro in Eisenach und nahm die Startunterlagen entgegen. Der gelbe Beutel war prall gefĂŒllt mit diversen Goodies, Startnummern, BroschĂŒren und sonstigen brauchbaren Artikeln wie zum Beispiel einen kleinen Topf Senf.

Auf dem Marktplatz neben der Kirche in Eisenach war der Startbereich einschließlich Festzelt. Traditionell heißt es am Tag vor dem Lauf in jedem Startort „Kloßparty und Livemusik“. Im Zelt testete man sich dann an diversen Leckereien mit wahlweise ThĂŒringer KlĂ¶ĂŸen, Rotkohl und/oder Geschnetzeltem. Ein perfektes LĂ€uferessen 😊

Von Eisenach waren es dann noch gut 20km bis zu unserem Ferienhaus in Ruhla. Gegen 20:30 Uhr waren wir dann auch in unserem eigentlichen Lager, mitten im Wald zwischen Rumpelstilzchen und diversen anderen Waldbewohnern, angekommen.

Es ging es zu wie in einem Ameisenhaufen: Die Autos wurden im Eiltempo ausgerÀumt, die Zimmer bezogen, Nudelwasser aufgesetzt, die vorbereitete Sauce warmgemacht, Massagepistolen angewandt, Wettkampfutensilien zusammen gepackt usw.

WĂ€hrend des zweiten „Abendbrotes“ gingen wir gemeinsam den Renntag durch und stellten mit Erschrecken fest, dass die Wecker bereits auf 03:00 Uhr in der FrĂŒh gestellt werden mussten. Uff – sechs Stunden Schlaf vor solch einem Lauf ist nicht viel. Ab in die Kojen!

Samstag der 25. Mai – Wettkampf

03:00 Uhr in der FrĂŒh, in Ruhla – die Wecker von Marcel und Steffen klingelten als erstes. ZĂ€hne putzen, schnell duschen, waschen, fĂŒr die Gemeinschaft in der Mikrowelle die Brötchen aufbacken und Trail Westen packen. Gegen 04:00 Uhr fand sich die Truppe dann im KĂŒchenbereich zum gemeinsamen FrĂŒhstĂŒck ein – allesamt noch mit KissenabdrĂŒcken in den Gesichtern und leicht zerknitternd aussehend.

Auch das Rennsteiglied ĂŒber die Boom Box konnte die Stimmung nicht heben. Mit Brötchen, Kaffee und Banane in der Hand ging es dann um 04:45 Uhr in die Autos Richtung Start -  Eisenach. WĂ€hrend der Anfahrt ging die Sonne auf, es war nebelig und eher kĂŒhl - perfektes Wetter! Das ein oder andere „Motivationslied“ trugen dazu bei, dass die Stimmung in den Autos immer besser wurde. SpĂ€testens am Parkplatz, wo die anderen 1.800 „VerrĂŒckten“ sich sammelten, kam dann die Wettkampfstimmung auf. In allen Gesichtern konnte man von nun an ein LĂ€cheln sehen und die ersten GesprĂ€che mit den Routinierten und Veteranen wurden gefĂŒhrt.

06:00 Uhr Ortszeit Eisenach – Start. Nach dem obligatorischen “Schneewalzer“ kam das Rennsteiglied ĂŒber die Boxen geballert. SpĂ€testens jetzt wusste auch der letzte Einwohner aus Eisenach – die 1.800 VerrĂŒckten starten zum Supermarathon. Gemeinsam ging es los – durch die (durchaus sehenswerte) Innenstadt und nach rund 1,5 km in den ersten Anstieg. Dieser ist jedoch gut 24km lang und zieht rund 1.100 Höhenmeter mit sich. Gerade Marcel musste sich ordentlich in der Pace zurĂŒckhalten, und lief lieber im Schatten aller anderen. An das Überholen auf den engen Wegen und teilweisen Singletrails war zu diesem Zeitpunkt gar nicht zu denken.

Die ersten 5km blieben alle zusammen, bis sich dann die Blicke zu Katja und Susanne verloren. Katja war zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Arbeitskollegen Stefan unterwegs, Susanne mit ihrer Freundin Doreen. Die anderen Vier hielten bis zum Halbmarathon (mit 1.000 hm) in knapp 2:00h gut zusammen. Ab hier gab es die ersten Abstiege, welche Marcel und Steffen nicht daran hinderten auch mal flotter bergab zu laufen – fĂŒr den einen der beiden war es nicht die beste Entscheidung. Deike und Maurice hingegen liefen weiterhin in ihrer Pace. SpĂ€testens bei km 26 – Versorgungspunkt Grenzwiesen, musste Marcel die anderen ziehen lassen. Die Abstiege entwickelten ordentliche KrĂ€mpfe in den Beinen. Maurice, Deike und Steffen zogen schweren Herzens weiter. Bei km 37 “Elbertswiese“ war dann fĂŒr Marcel endgĂŒltig Schluss – die offizielle Abmeldung aus dem Wettkampf. Mit Shuttle ging es dann ab km 40 zum Zielbereich nach Schmiedefeld.

Die anderen FĂŒnf hingegen hielten sich wacker und zogen ihr Ding durch. Deike und Maurice ĂŒbernahmen die Spitze (der FĂŒnf). Steffen entschied sich wegen Schmerzen im Fuß fĂŒr ein langsameres Tempo. Die Schmerzen stellten sich nach diverser Diagnosen der restlichen Truppe, im Nachgang, als EntzĂŒndung einer Sehne heraus.

SpĂ€testens ab dem Km Punkt 54 “Grenzadler“ wussten die FĂŒnf – ZĂ€hne zusammenbeißen und ab in den “nur noch“ 20km kurzen Schlussspurt.

Das Ziel – Schmiedefeld Biathlon Stadion - und gegen Mittag bereits BeherbergungsstĂ€tte von gut 10.000 Menschen. Es roch nach ThĂŒringer Bratwurst, Dunkelbier und Schweiß. Marcel wartete bewaffnet mit Live Tracker und Bier in der Hand vor dem Zielbogen um die Sieger in Empfang zu nehmen.

Die ersten der Gruppe die ins Zeil taumelten waren Deike, Maurice und Stefan, Katjas Kollege der wider Erwarten kurz vorm Ende Maurice und Deike einholte. Bereits von Weitem konnte man die zwei grĂŒnen Trikots den Berg herab angeschossen sehen. Deike schnappte sich noch das Bier von Marcel und schoss gemeinsam mit den anderen beiden in einer Zeit von 7h und 48 min und 17 Sek. ins Ziel. FĂŒr sie hieß es 24. Frau gesamt und 2. Platz in ihrer Altersklasse. Eine Wahnsinns Leistung. Nachdem die Drei duschen gingen wurde Ausschau nach den anderen gehalten LĂ€ufern– nach gut 8h 24min kam Steffen ins Ziel, ehe Katja nur 14 Minuten spĂ€ter folgte.

Obwohl fĂŒnf der sechs Leute eine Strecke von rund 74km absolvierten, wollten alle zusammen, das „FestivalgelĂ€nde“ erkunden und noch die ein oder andere ThĂŒringer Wurst verhaften, Bier trinken oder die AK 2.Platzierten Medaille abholen. Nachdem man die KrĂ€fte wieder aufgetankt hatte entschloss man sich gegen 16:30 Uhr die Reise Richtung Startort und Ferienhaus anzutreten. Zu diesem Zeitpunkt war keinem der Beteiligten bewusst, wie lange wohl der Shuttlebus fĂ€hrt. Schnell hĂŒpfte man in den gerade abfahrenden Bus – alle hatten einen Stehplatz – dann kam die Ansage “Fahrtzeit ca. 1h 45min“. Von nun an wurde es eher eine Psychische als Physische-Belastung, da man die Beine nahezu eh nicht mehr spĂŒrte. Lediglich der Gedanke, an die im Ziel erwartende Pizza ließ Hoffnung aufkommen.

Gegen 19:30 Uhr – also fast 15 Stunden spĂ€ter – waren alle wieder, mit kleineren Blessuren, aber im Großen und Ganzen, gesund und munter mit jeweils zwei Pizzen in der Hand zurĂŒck im Ferienhaus. Auf der Terrasse ließ man sich ordentlich in die StĂŒhle fallen, die Kron- und Weinkorken ploppten auf und im Hintergrund rauschte der Bach. Es fĂŒhlte sich an, wie ein schöner Urlaub.

Nach dem Essen stieg der eine oder anderen zur Regeneration in den eiskalten Bach, ehe es dann in die wohl verdiente Falle ging.

Fazit

Am Ende waren sich alle einig – eine rundum vollstĂ€ndig und super organisierte Veranstaltung. Die Strecke des Supermarathons, der Empfang am Ziel- und Startbereich, die Versorgungsstationen mit den geschmierten Stullen unterwegs, die Dusch- und Umkleidemöglichkeiten.

Alles super und vom Feinsten. Es hat allen Spaß gemacht.

Wir werden wiederkommen!

Instagram

Auf Macels Instagram gibt es drei sehenswerte Reels:

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