Auf Arminius‘ Spuren im Teutoburger Wald – Hermannslauf 2023

von Klaus Hempen

<Steffen S.> Gegen 5.45 Uhr, die rosenfingrige Eos war gerade dabei, ihre zarten Hände über dem Äther auszubreiten, trafen sich am 30. April 2023 vier tapfere Reckinnen und Recken (Katja S., Deike B., Klaus H. und Steffen S.) in Grün und Orange, um im Teutoburger Wald mit etwa 6.000 Gleichgesinnten die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit auszuloten und aus der Schlacht (keine Angst, dieses Mal nur gegen den inneren Schweinehund und nicht gegen die Römer) als glorreiche Sieger hervorzugehen. Dass es sich hierbei um keine Selbstverständlichkeit handelt, zeigte die Anspannung derjenigen, die schon wussten, was sie erwarten würde, und auch bei mir schlichen sich zumindest leichte Zweifel ein, ob ein derartiges Unterfangen ohne spezifisches Training wirklich zu den besseren Ideen meiner Läuferkarriere gehörte, lagen die letzten nennenswerten Höhenmeter, die ich unter die Füße genommen hatte, doch auch schon ein paar Jahre zurück. Klar war jedenfalls, dass sich die 31 Kilometer mit fast 600 Metern im Aufstieg und knapp 800 Metern im Abstieg vom Hermannsdenkmal bis zur Bielefelder Sparrenburg nicht von allein laufen würden.

Die Verlegung des kleinen Trupps verlief entspannt und problemlos, sowohl die Fahrt nach Bielefeld, für die unsere Fahrerin und Proviantmeisterin Katja sogar noch einen reich gefüllten Verpflegungskorb zusammengestellt hatte, als auch der Shuttletransfer zum Hermannsdenkmal, der immerhin auch noch einmal ca. eine Dreiviertelstunde in Anspruch nahm. Zwischenzeitlich hatten wir mit Ralf T. einen weiteren LSFler getroffen, der dem Ruf des Cheruskers gefolgt war (Robert E., der sich kurzfristig doch noch für einen Start entschieden hatte, sahen wir erst im Ziel). Am Hermannsdenkmal wurde die Mannschaft durch Ismet, einen ehemaligen Arbeitskollegen von Katja, Maurice G., das Geburtstagskind des Vortages, und seinem Onkel Christian komplettiert. Es folgten ein paar Fotos und Videos für die Galerie, bevor es an der Zeit war, sich in die Startaufstellung in Arminius‘ Rücken zu begeben, der wie eh und je sein Schwert majestätisch emporreckte.

Pünktlich um 11 Uhr wurde dann auch zum Kampf geblasen und die Kohorten setzten sich bei nach wie vor strahlendem Sonnenschein in einem atemberaubenden Tempo in Bewegung. Nun hieß es, die ersten engen Kurven gut zu überstehen und sich beim gewählten Tempo nicht zu überschätzen, denn die ersten Kilometer führen bis auf einen ganz kleinen Gegenanstieg bergab. Letzteres funktionierte bei mir eher mittelmäßig, durch Gefälle und Atmosphäre beflügelt (nur Fliegen ist schöner!) näherte sich der Schnitt schnell gefährlich der 3:30er-Marke an, aber ich dachte, das würde schon gehen und ich mich noch früh genug einbremsen müssen, denn wo es bergab geht, wird es zwangsläufig auch wieder bergauf gehen. Dies geschah dann nach ungefähr fünf Kilometern. Die Steigung war zwar ganz gut laufbar, zog sich aber wie ein Kaugummi, sodass ich den Plan fasste, die „Berge“, wirklich locker zu absolvieren, um dann bergab und in den flachen Streckenabschnitten ein bisschen Gas geben zu können. Auf diese Weise kam ich dann auf der profilierten Strecke sogar in eine Art Rhythmus, auch wenn gleichmäßig natürlich etwas anderes ist. An den steilsten Stellen und auf den Treppen habe ich ausprobiert, ob ich mit Power-Hiking schneller vorankomme, bin aber eigentlich immer wieder relativ schnell zum Laufschritt übergegangen.

Ein Highlight, das nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke noch einmal für einen ordentlichen Motivationsschub sorgte, war die Ortsdurchquerung von Oerlinghausen, wo die Läufer von Musik und jubelnden Zuschauern erwartet wurden. Die letzten Kilometer gestalteten sich zäh. Vergeblich wartete ich auf den Punkt, an dem es für den Rest der Strecke nur noch bergab geht, denn auch wenn die Strecke zum Ende hin eher abfällt, warten bis zuletzt kleine Gegenanstiege auf die geschundenen Beine. Allerdings entschädigte der stimmungsvolle Zieleinlauf an der Sparrenburg für die Strapazen und nach ausreichender Flüssigkeitszufuhr, ein wenig Obst und den mir im Vorfeld schon nicht ohne gewissen Ekel (Banausen!) angekündigten Wiener Würstchen sah die Welt auch schon wieder ganz anders aus. Den ersten Sonnenbrand des Jahres gab es allerdings auch noch gratis obendrauf.

Was die Schlacht gegen den inneren Schweinehund angeht, lässt sich ein Sieg auf ganzer Linie konstatieren. Die Vorjahresstarter haben sich – soweit mir bekannt – alle deutlich verbessert und auch ich bin zufrieden, meinen ersten Hermann ohne Einbruch oder größere Probleme in 2:16 Std. absolviert zu haben. Unterm Strich steht ein hervorragendes Mannschaftsergebnis von 13:28 Std., was eine Verbesserung um über zwei Stunden im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Insgesamt kann ich den Hermannslauf jeder und jedem wärmstens empfehlen, die/der gut organisierte Landschaftsläufe schätzt, sich vom Höhenprofil nicht abschrecken lässt und über eine gewisse Schmerztoleranz verfügt, denn der Muskelkater war zumindest bei mir auch noch Tage später deutlich zu spüren.

Ein kurzes Video mit Eindrücken vom 51. Hermannslauf 2023 gibt es hier: LSF Instagram Account.

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