Viel Geschichte, Kultur und Spaß, gutes Essen und etwas Erotik

von Sascha Jänicke

Nur noch vier Läufer sind übrig geblieben, die alle fünf bisher stattgefundenen Marathonreisen mitgemacht haben: Ole Schröder, Peter Baur, Manfred Lanfermann und Michael Schardt, aber nur zwei von ihnen konnten alle fünf Läufe auch finishen: Ole Schröder und Peter Baur. Aus dieser Nummer, das wissen sie, kommen beide nicht mehr raus. Und es bleibt spannend, wer am Ende allein übrigbleibt. Aufgeben wird so schnell aber keiner, das wurde in Rom deutlich. Sie werden also nächstes Jahr wieder dabei sein, egal ob in Krakau, Madrid oder sonst wo. Michael und Manfred haben je vier erfolgreiche Läufe bestritten. Manfred konnte in Wien nicht mitmachen, Michael nicht in Stockholm. In beiden Fällen war ein Start gesundheitsbedingt nicht möglich.

Die bisherigen LTBB/SWO/LSF – Marathonreisen fanden immer im Frühjahr statt und dauerten je fünf Tage. Zunächst ging es 2009 nach Stockholm, dann nach Barcelona, schließlich folgten Wien, Riga und nun Rom. Es bleiben für die nächsten Jahre nur noch wenige ganz attraktive Marathonziele im Frühjahr im Ausland übrig, aber noch einige mittelattraktive. Ob man mal in den Herbst wechseln wird, bleibt abzuwarten, ist aber für 2014 zunächst nicht geplant. Wie schon in den Jahren zuvor wurde das Teilnehmerlimit auf 20 begrenzt, und auch fast erreicht. Von 19 Mitfahrern hatten zwei einen Start gar nicht erst vorgesehen, und zwar Gisela Rastedt, und Silke Bondzio, die zwar gemeldet war, aber Ende Juni ein Baby erwartet. An einem der beiden Frühstücksläufe über 5 km nahm sie aber noch locker teil und wird solange es geht auch noch mit Babybauch zuhause weiterjoggen. Gisela und Silke stellten sich als Fotografinnen zur Verfügung, halfen bei der Orga vor Ort und feuerten an der Strecke an verschiedenen Stellen die Läufer an. Remigius Altenberg war weitgehend untrainiert nach Rom gekommen, weil er beruflich sehr belastet und teils auch verletzt war. Dennoch lief er zunächst mit und wollte mal schauen, wie weit er kommt, zumal die Zielzeit satte sieben Stunden betrug. Er schaffte dabei deutlich mehr als die erwarteten 10 km. Erst nach der HM-Marke stieg er nach 2:43 Minuten aus. Damit hatte er die Stelle, an die Rausnahme droht, 45 Minuten früher passiert als es die Regeln vorschrieben, denn wer sie nicht nach 3:30 Stunden passiert, würde aus dem Rennen genommen. Eine weitere Marke bei km 31 hätte er auch gemeistert, die man nach 5:30 geschafft haben mußte. Muskelkater hatte Remi aufgrund der vielen Kilometer doch, nur war er etwas traurig, keine Finishermedaille bekommen zu haben. Die schenkte ihm hinterher Debütantin Karin, die sich aus solchen Sportlerehrungen nichts macht. Schade für Remi war, daß Rom keinen HM anbot. Deshalb sollen bei zukünftigen Rennen immer mindestens eine Unterdistanz im Programm sein (10 oder 21 km). Von den nun 16 Finishern liefen Kerstins Bruder Uwe in knapp 6 Stunden und dessen Freund Florian in 3:59 als LSF-Gäste mit, die auch das Kulturprogramm mitmachten und im gleichen Hotel wohnten wie wir.

Aus sportlicher Sicht haben die übrigen 14 LSF-Finisher ihr Mindestziel alle erreicht: sie schafften den Rom Marathon zwischen 3:44 (Felix) und 5:01 (Antje) alle. Doch hatten einige unvorhergesehene Probleme unterwegs. Horst Dieter Ogiewa war bis ca. HM in 1:58 zusammen mit Michael Schardt in der 4-h-Pacemakergruppe gelaufen, bevor Dieter schneller und von Michael nicht mehr gesehen wurde. Doch schon kurz später bekam er Magenprobleme. Die vorher zu sich genommenen Bananen fanden (hinter einer Mauer) wieder zurück, woher sie gekommen waren, und die Folge waren Zeitverluste und eine schwierige zweite Hälfte (4:16). Michael ging es etwas besser. Ab km 31 konnte er der Pacegruppe nicht mehr folgen, bei km 35 mußte er den Lokus aufsuchen, der von einer sich schminkenden Frau lange besetzt blieb, erverlor fünf Minuten, lief aber in 4:10 sein bestes Ergebnis seit der PB in Wien vor zwei Jahren.

Bevor Michael das WC aufsuchte, war Gerd Guhl von hinten fast an ihn herangelaufen, doch plötzlich sei der Vordermann nicht mehr da gewesen. Im Ziel fragte Gerd, wo Michael denn abgeblieben sei. Die vorstehende Erklärung wurde dann abgegeben, die Gerd schon vermutet hatte. Er selbst war besser als gedacht unterwegs (4:08), obwohl ihn seit Wochen Knieprobleme plagen, die er in Rom auch nur mit Schmerzmitteln in den Griff bekam. Eigentlich wollte Gerd mit Martina Miertsch zusammen laufen, doch fand man sich im Startbereich nicht, vielleicht zum Glück. Denn Martina hatte schon eine langsame Zeit angekündigt, zumal sie vier Wochen von einer Grippe geschwächt war. So blieb sie, die einen Tag später angereist war, noch Freitag gearbeitet hatte und auch einen Tag früher das Team wieder verließ, in 4:47 deutlich hinter ihrer sonst zu erwartenden Zeit zurück. Aber schon in Hamburg am 21.4. wird Martina eine andere Sohle aufs Parkett legen, da kann man sicher sein. Gesundheitlich angegriffen gingen auch Antje Lachmann und Ole Schröder ins Rennen. Beiden ging es so ungut, daß man nicht sicher sein konnte, ob sie auch durchkommen würden. Zum Glück trafen sich beide irgendwann auf der Runde, und man tat sich zusammen, um das Abenteuer Rom Marathon irgendwie doch zu bestehen. Beide brauchten genau fünf Stunden, womit Ole gut eine Stunde und Antje rund 40 Minuten hinter der normalen Zeit zurückblieben. Aber offenbar hatten sich beide unterwegs so gut wieder erholt, daß sie fast strahlend und locker ins Ziel kamen.

Am Abend nach dem Marathon wurde wie jeden Tag köstlich geschmaust bei immer wechselnden Italienern. Das sah dann so aus, daß sich (mit einer Ausnahme) die Gruppe immer vollzählig um 18:30 oder 19 Uhr vor dem Hotel traf (ein Foyer gab es nicht) und dann nur wenige Meter zu irgendeinem Restaurant hatte. Da gab es zwei bis vier Gänge und für die, die mochten, auch schon mal Bier und Wein. Freilich fordert ein lukullisches Mal in Rom schon ein paar Euro mehr als in Germania, aber man wollte auch nicht knausern. Nach dem Essen traf man sich, dann nicht mehr immer vollzählig, in der Bar gegenüber unserem Artist-Hotel, was zuweilen dann auch feuchtfröhlich und etwas länger andauern konnte. Insbesondere am Marathonabend und dem Folgetag sprach manch einer (der Autor nicht ausgenommen) dem ausgezeichneten Grappa mehr zu als gut sein konnte. Wie nicht anders zu erwarten, gehörte das genüßliche Schmausen, auch schon beim reichhaltigen Frühstück, zu den Standards eines Rombesuchs.

Außerhalb des Marathons waren die LSFler noch drei Mal gelaufen: am Freitagmorgen 5km mit Robert, Silke, Kerstin und Michael, am Samstagmorgen 5km mit Ole, Michael, Felix und Karin, sowie am Dienstag Michael und Manfred 8km, die im Park Villa Borghese schon das erste Hügeltraining ihrer zehnwöchigen Rennsteigvorbereitung begannen.

Zwischen Laufen und Essen stand Rom und seine Kultur im Zentrum. Um diese zu erkunden, bildeten sich meist zwei bis drei Grüppchen unterschiedlicher Zusammensetzung, die sich einzelne Sehenswürdigkeiten aussuchten und besichtigten. Zuweilen erkundete auch schon mal ein Einzelner die Stadt auf individuelle Art. Während man es am Samstag eher etwas ruhiger angehen ließ, war der Freitag schon sehr anstrengend gewesen. Man hatte eine deutschsprachige Stadtführerin für drei Stunden gebucht, mit der man zu Fuß die wichtigsten Sehenswürdigkeiten aufsucht. "Rom im Überblick" hieß das Programm, an dem alle 19 Mitfahrer mitwirkten. Danach fuhr man dann zur Marathonmesse und Pastaparty, die sehr weit draußen lag. Da die Messe bis 20 Uhr ging, die Pastaparty aber schon um 18:30 endete, sahen die LSFler in die Röhre. Nur noch wenige Portionen wurden, ganz ohne Sauce und kalt, ausgegeben, und auch noch Geld dafür kassiert. Aufessen konnte diese Paste nicht jeder. Immerhin gab es ein Baumwollshirt für alle Starter, aber ein Funktionsshirt mußte man kaufen für 10 oder 20 Euro. Kirchen, Plätze, Museen, der Vatikan und anderes stand auch am Montag auf dem Programm. Am Morgen des Abreisetages wurde noch von der Hälfte der LSFler eine nahegelegene Ausstellung mit erotischen Fotografien von Helmut Newton geschaut. Dann ging es, mit einem langen Zwischenaufenthalt in Frankfurt, der zum Skatspielen genutzt wurde, nach Hause.

Drei Läufer waren in Rom unter vier Stunden geblieben. Erwartungsgemäß war Felix Leveold davon der schnellste, obwohl er noch nicht in Bestform ist. Deshalb hat er vor, wenn es die Zeit zulässt, beim Marathon in Cuxhaven am 14.4. teilzunehmen. Er hatte sich auf Rom besonders gefreut, wie er meinte: "Endlich mal wieder fünf Tage nur über Laufen reden." Aber da wurde nur bedingt was draus, denn es gab wie immer viele andere Themen, was für einige auch sonst nicht zu ertragen gewesen wäre, vor allem die, die nicht laufen. Marco Schmoldt, der unser rechtlicher Vereinsbeistand ist, hatte früher in Berlin schon einmal als Privatmann eine 3:51 hingelegt, lief aber nun für unseren Verein erstmals. Er mußte sich genau wie Robert Bondzio aus dem letzten Startblock mühsam nach vorne arbeiten, was sicher einige Minuten und viel Kraft gekostet hatte. Marco kam bei km 7 an Horst-Dieter und Michael vorbei, Robert schaffte dies erst bei km 14. Beide liefen trotz der erhöhten Schwierigkeiten jeweils neue Bestzeit. Marco kam nach 3:49 ins Ziel, Robert nach 3:56. Man darf vermuten, daß sie jeweils fünf Minuten schneller gewesen wären, wären sie vom Veranstalter nicht aus unerfindlichen Gründen in die hinterste Startbox geschickt worden. Während Marco im Ziel noch ganz locker drauf war, ging es Robert recht schlecht, so daß er erst mal ins Hotel verschwand, dann aber wieder schnell auf dem Damm war. Nach zwei mittelverkorksten Marathons in Wien und Riga verbesserte er sich um über eine Viertelstunde und will nun an seinem Wohnort beim Hannover Marathon noch einen draufsetzen.

Außer Robert und Marco schaffte auch Kerstin von Hebel (4:20) eine neue Bestzeit. Unsicher, ob sie es wagen sollte, bei der geplanten Gruppe im 6er Schnitt mitzulaufen (Manfred, Judith, Ole, Peter?), oder doch langsamer anzugehen, schloß sie sich zunächst hier an, merkte aber dann, daß das Tempo nicht zu halten sein würde und ließ sich zurückfallen. Da Peter von vorneherein alleine lief, war die Gruppe nur noch bestehend aus Judith Hilker und Manfred Lanfermann. Das ging auch bis km 27, der heftigsten Steigung, gut, doch dann verloren sich beide aus den Augen. Judith zog es nach vorne, Manfred knickte nach dem Berg etwas ein und mußte Tempo herausnehmen. Judith, die in Berlin letztes Jahr erstmals unter vier Stunden geblieben war, lief locker durch und wurde in 4:12 schnellste LSF-Frau in Rom. Manfred konnte trotz der Probleme in 4:31 finishen und damit die Scharte von Riga und Oldenburg einigermaßen wettmachen, was in 4:28 auch Peter Baur ("Man wird ja nicht jünger") gelang. Kerstin bekam indes in der zweiten Hälfte den zweiten Wind und überholte nacheinander ein paar LSFler, vermochte es aber nicht, den ein oder anderen noch mitzureißen. Während Rom für Manfred nur ein Vorbereitungslauf seines ersten Ultra war, wird Kerstin nun die nächste Marke, unter 4:15, anpeilen.

Mit nur einer Ausnahme mußten alle 16 Starter unserer Gruppe in der zweiten Hälfte Federn lassen, teils war die zweiten 21 km 15 bis 20 Minuten langsamer als die ersten. Gravierender war der Unterschied bei den Männern, während die Frauen ausgeglichener unterwegs waren. Zumindest Judith zeigte ein beinahe ausgeglichenes Rennen. Die Ausnahme von der Regel war gleichzeitig auch die einzige Debütantin: Karin Riegger. Sie hatte sich – ferntrainiert – ganz alleine vorbereitet und war mächtig aufgeregt. Sie lief sehr, vielleicht sogar zu langsam an und schloß sich der Gruppe der 5-h-Pacemaker an. Als sie merkte, daß das zu gemächlich wäre, orientierte sie sich nach vorne, ohne allerdings wirklich Fahrt aufzunehmen. Ab der HM-Marke wurde sie flotter, hatte aufgrund der klugen Renneinteilung keinerlei Problem auf der Strecke, an den Hügeln oder auf Kopfsteinpflaster und lief von 37 bis 42 am Schluß sogar ihre schnellsten Kilometer. Durchlaufen war für Karin kein Problem. Zu den 4:44 war ihr Kommentar: "Hätte zwar was schneller sein können, aber es lief alles gut." Muselkater hatte sie anschließend auch nicht. Ob es ihr einziger Marathon bleiben wird, ließ die Kölnerin mit Siegener Wurzeln und erste Debütantin seit Anna Kraßmann offen. Die Erfolgsquote aller jemals von uns debütierenden Frauen ist nach wie vor 100 Prozent, das der Männer auch immerhin neunzig von Hundert.

Nach dem Marathon ist vor dem Marathon. Deshalb steht nun schon die Vorauswahl des nächstjährigen Ziels an. Vorschläge gibt es schon (siehe unten). Sie sollen bis zum 31.3. vorliegen, einen HM oder Zehner beinhalten und von dem Vorschlagenden organisatorisch betreut werden.

Die Rom-Nachfeier findet am 8.6. bei Gisela und Horst-Dieter statt; das Fotobuch wird von Ole gestaltet. Und Karin bringt ein Pittermännchen mit. Was das ist, weiß nur ein Kölner. Ob man es googlen kann, entzieht sich der Kenntnis des Administrators.

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