Für den Tierschutz quer durch Deutschland laufen

von Antje Jacobs


<Malte Kleen> Vom 06.08 bis 04.10 bin ich durch Deutschland gelaufen. Die Strecke führt von Flensburg bis Augsburg. Von der Küste in die bergige Landschaft.


Warum läuft jemand über 1800 km in 60 Tagen?
Meine Motivation für dieses Projekt ist es, darauf aufmerksam zu machen, wie schlecht es Tieren in der Industrie geht. Dabei ist es egal, ob wir von Tierversuchen, Pelzfarmen oder dem Fleisch aus dem Biomarkt reden. Immer wenn Wirtschaft auf fühlende Individuen trifft, bleibt das Wohl von diesen auf der Strecke. Um nur ein paar Beispiele zu nennen, die nicht zu krass verstören: Eine Henne die Eier legt, lebt normalerweise 8-15 Jahre, in der Industrie aber nur bis zu 20 Monate. Wobei die männlichen Küken nicht mal 24 Stunden überleben. Ein Masthuhn hat schon nach 40 Tagen ihr sogenanntes Schlachtgewicht erreicht. Dass die Knochen bei dieser Geschwindigkeit nicht mithalten können und die Hühner sich sehr früh kaum noch bewegen können, ist Standard. Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich für Tierschutz und -rechte einzusetzen. Demonstrationen vor Schlachthäusern, Informationsstände in Fußgängerzonen oder die Umstellung der eigenen Ernährung sind nur ein paar Beispiele hierfür. Ich habe das Laufen als mein persönliches Mittel entdeckt, um mich für Tiere stark zu machen.

Weshalb laufe ich für den Tierschutz?
Ich lebe seit März 2015 vegan, davor wenige Monate vegetarisch. Es hat sich aber nie so richtig gut angefühlt, nur Fleisch von seinem Speiseplan zu streichen und weiterhin tierische Produkte zu essen. Gestartet habe ich das ganze mit einer 30 Tages Challenge. Wer dies auch mal ausprobieren möchte, dem empfehle ich das Vegan Start Programm von peta2. Wie es der Zufall wollte, bin ich etwa ein Jahr, nachdem ich angefangen habe mich ausschließlich pflanzlich zu ernähren, meinen ersten Halbmarathon gelaufen. Ich hatte endlich die Energie, die langen Trainingsläufe einzubinden und konnte schnell Erfolge feiern. Dank der veganen Kost ist nachweislich die Regenerationszeit kürzer. Nach dem ersten Halbmarathon kam das, was vielen Menschen passiert, wenn erst einmal eine so große Strecke selbstständig gelaufen wurde. Ich wollte mehr davon. Das Gefühl war richtig klasse, auch wenn ich mein Ziel unter zwei Stunden zu laufen nicht erreicht habe – wenn man im flachen Norden trainiert und der Lauf im bergigen Heilbronn stattfindet, kann das wohl passieren.


Wie war der Lauf?
Meine Etappen waren zwischen 18 und 45 Kilometer lang. Unterstützung habe ich bei meinem Projekt von dem Verein Laufen gegen Leiden erhalten. Ich bin seit einigen Jahren in diesem Verein Mitglied. Der Verein hat sich dem Tierschutz durch Sport verschrieben und unterstützt nicht nur durch Spenden Tierrechts- und Tierschutzorganisationen, sondern auch durch Patenschaften verschiedene Lebenshöfe in ganz Deutschland. Darüber hinaus habe ich durch das Team beVegt auf Facebook noch Übernachtungsmöglichkeiten wahrnehmen können. Ich kann den Blog und vor allem die Podcasts zum Laufen sehr empfehlen. Neben den Übernachtungen bei Menschen, die sich vegan ernähren oder, die einen Bezug durch Verwandte oder Freunde zum Thema haben, haben mich immer wieder Läufer*innen begleitet. Ob es dabei eine ganze Etappe oder nur ein kleines Stück war, war ganz egal. Es hat mich gefreut, wenn Menschen dabei waren, die mir erzählt haben wie sie zum Thema Tierschutz und Veganismus stehen. Ausnahmslos alle waren sehr positiv dazu eingestellt, wenn auch nicht jede*r sich vegan ernährt. Ich konnte über meine Beweggründe für diesen Lauf sprechen und wie es mir mit der pflanzenbasierten Ernährung hinsichtlich der sportlichen Leistung geht. Was mich besonders gefreut hat, waren Menschen, die mich begleitet haben und über sich hinausgewachsen sind. Hanna, die vorher maximal einen Halbmarathon gelaufen ist und dann 30 Kilometer dabei war. Susanne, die am Start gesagt hat, sie wolle mich nur für 3 Kilometer begleiten und dann 12 mitgelaufen ist. Und dann gab es sehr früh schon einen tollen Zufall. Mir kam am dritten Tag eine mir unbekannte Frau im Laufen gegen Leiden Trikot entgegen. Nach einem kurzen Gespräch stellte sich heraus, dass sie erst seit kurzem im Verein ist und bisher nichts von meinem Lauf mitbekommen hat. Die Freude bei uns war trotzdem groß. Am nächsten Tag hat mich dann ihr Mann für ein Teilstück begleitet.
Durch den Non-Stop Lauf kamen natürlich Fragen auf, ob ich etwas in den Beinen merke. Natürlich war das der Fall, aber es war bei weitem nicht schmerzhaft oder unangenehm. Ich freute mich, jeden Tag auf’s Neue die Strecke zu laufen. Es gab keinen Zweifel los zu laufen. Die vegane Ernährung unterwegs war nur selten eine Herausforderung. Vor allem dadurch, weil ich das Glück hatte, bei vielen Privatpersonen zu übernachten. Auch wenn manche von ihnen nicht vegan leben, habe ich etwas zu essen bekommen. Unterwegs habe ich Bananen, Riegel und später Marzipankartoffeln gegessen. Und ich konnte mich auch am Wegesrand bedienen. Äpfel, Birnen und Pflaumen waren immer da. Das Wetter war in den ersten 12 Tagen richtig heiß und ich habe viel Pausen gemacht und getrunken. Nach dem dritten Tag war die Hitze erträglich. Ich habe mich schnell daran gewöhnt. Es gab nur sechs Regentage. Die habe ich dann genauso genossen wie die Tage an denen strahlender Sonnenschein war.

Was hatte ich dabei?
In meiner 25 Liter Laufweste fand sich ein zweites Paar Schuhe und Socken, ein zweites Laufoutfit, Regenjacke und einmal Bekleidung für die Freizeit. Darüber hinaus ein Kulturbeutel, Wasser, Verpflegung und eine Actioncam neben dem Smartphone. Das Gewicht war in etwa 5,5 bis 6 kg. Am Anfang war es ein bisschen ungewohnt mit dem Rucksack zu laufen, aber das hat sich schnell gelegt. Irgendwann waren wir ein gutes Team, mein Rucksack und ich.

Du möchtest das Projekt unterstützen?
Alle Informationen findest du unter www.eatmiles.com.
Zum Verein Laufen gegen Leiden findest du alle Informationen unter www.laufengegenleiden.de.

 

 

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