Laufspektakel ohne Corona

von Sascha Jänicke

In der freien Übersetzung von „Corona“ steht dies umgangssprachlich auch für eine frohe Runde, einen Kreis von Zuschauern. Ohne diese und auch ohne das Virus fand der erste vereinsinterne Marathon am vergangenen Wochenende statt. Der Inzidenzwerte für die Stadt Oldenburg war noch niedrig genug, um diesen lang geplanten, vereinsinternen, ambitionierten und professionell organisierten Trainingslauf unter strengen Auflagen stattfinden lassen zu können. Es war eine willkommene Gelegenheit, die anstrengenden Trainingskilometer (Sport steigert die Abwehrkräfte und dazu stets an der frischen Luft) der letzten Wochen und Monate endlich in dem Ziel Marathon oder Halbmarathon münden lassen zu können.

Somit folgten 19 HalbmarthonläuferInnen und 12 MarathonläuferInnen Manfreds Aufruf zu einer LSF-eigenen Laufveranstaltung als Ersatz zum abgesagten Oldenburger Stadtlauf. Schnell hatte er auch ein Dutzend Helferinnen und Helfer mobilisiert die als Pacemaker, Organisatoren, Getränkestandbeauftragte und Radbegleitungen mitwirkten. Ein adäquates Hygienekonzept wurde aufgestellt und letztendlich auch diszipliniert eingehalten. Bei einer so übersichtlichen Größe und über die Langdistanz auch kein größeres Problem. Ein zentraler Strang eines solchen Konzeptes, der Abstand, war problemlos machbar, zudem hatte Manfred die Gruppen schon vom Start weg separiert.

Der Marathon führte erst einmal um den großen Bornhorster See, bevor der Streckenverlauf dem Halbmarathon Richtung Elsfleth folgte. Grob beschrieben ging es mit einem kleinen Bogen gen Osten durch den Oldenburger Hammrich, durch die Moore. Die Marathonis kamen dem Osten dabei natürlich näher als die HalbmarathonläuferInnen, die bei Jans Getränkestand schon abbiegen durften. Ziel war wieder der Parkplatz am Bornhorster See, wo einer von sechs Verpflegungsständen (beim HM derer vier) aufgebaut war. Keiner hat sich auf der Strecke verlaufen, alle kamen wohlbehalten ins Ziel. Dass die Streckenführung und Beschilderung exzellent waren, war klar, ist Manfred doch extra vorher noch einmal mit seiner Frau die Strecke abgefahren. An nur zwei Stellen war sie zögerlich, woraufhin Manfred gleich die Sprühdose zückte und die Markierung verdeutlichte (Anm.: es handelte sich um professionelle (Konrads) Spezialfarbe die nach zwei-drei Wochen verschwindet). Was man so von der Strecke und aus dem Zielbereich hörte war die Stimmung bei allen beteiligten Personen durchweg phänomenal, waren die Bedingungen doch auch besser als unter der Woche erwartet. Es war weitestgehend trocken und windstill. Ab km 34 (bei manchem vielleicht km 40) frischte der Wind auf und kam böig über die Wiesen gefegt, dazu noch grober Oldenburger Nebel, der zu dem Fortgeschrittenem Rennverlauf aber nicht als störend wahrgenommen wurde. Der Untergrund war größtenteils asphaltiert und damit sehr gut zu gehen und Verkehr war nahezu auch keiner unterwegs (um die 10 Autos wurden von einem Marathonläufer binnen vier Stunden gezählt).

Der Lauf fand zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, aber so ganz allein war dann doch niemand. Stets verfolgten einen die fragenden Blicke von Kuh, Gans, Schaf oder Reiher, sogar ein Pferd stand auf weiter Flur (oder wurde Gassi geführt?). Im Zielbereich wurde es später wettertechnisch dann schon etwas ungemütlicher, aber das Konzept sah auch keine große, gemeinschaftliche Verweildauer vor. Resümee: es war eine durchweg schöne Veranstaltung, ein Moment des Durchatmens mit dem Wunsch nach mehr, nach einer Wiederholung im nächsten Jahr, ohne Auflagen mit kompletter Eskalationsstufe. Auf der erste Vereinsfahrt nach Löningen gab es einen Moment da wusste man, das Ding wird legendär, und das wurde es. Und ich habe aus der Ferne das Gefühl, das auch ein vereinsinterner Lauf dieses Potential hat, wenn nicht schon jetzt auch den Status „legendary“. Manfred ließ sich schon entlocken, dass er sich eine Wiederholung durchaus vorstellen kann. Vielleicht im nächsten Jahr mit einem 10er und HM, aber hoffentlich mit so viel Unterstützung wie in diesem Jahr. Denn eines stellte er heraus, ohne das große Engagement der vielen Laufspotfreunde hätte er es natürlich nicht bewältigen können. Trotzdem setzen wir gerade Manfred für den Oktober 2020 die goldene Corona auf (auch Krone ist eine Übersetzung von Corona). Genießt noch den Moment des Durchschnaufens etwas nach und kommt gut und gesund durch den November!

 

 

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